Langzeitreise: Gepäckdrama und Loslassen in Indien
Die Reise nach Indien brachte eine neue Lektion für mich mit. Loslassen.
In Deutschland sind wir mit einem Rucksack von circa 12 kg Gewicht gestartet. Nach fast 3 Monaten Reise entschied ich mich: Ich brauche weniger Gepäck. Ich liebte meinen 60 Liter Rucksack, er bedeutete Freiheit für mich, aber ich sah keine andere Option als ihn nach Deutschland zu schicken (35 Dollar), denn billig verkaufen wollte ich ihn auch nicht. Er war sehr teuer und vielleicht benutze ich oder meine Tochter ihn irgendwann nochmal.
Gepäck in Südostasien
Jedenfalls habe ich gemerkt, dass es mir zu viel ist mit Kinderwagen zu reisen und daher musste der Rucksack dann weg. Weil ich einen Tagesrucksack schleppen muss, der bestimmt seine 7 kg hat durch die ganze wichtigen Habseligkeiten (Laptop, Tablet, Reisedokumente) plus Trinken für den Tag. Den kann ich nicht mal eben vorne an der Brust tragen und hinten den großen Backpack. Dachte ich.
Okay ich könnte das schon ein Stück schaffen, schaffen andere ja auch, aber ich habe darauf keinerlei Lust, wenn meine fast 3-jährige Reisebegleitung plötzlich nicht mehr laufen oder getragen werden will. Und dann noch in der Hitze. Und auch meine Fidella Onbuhimo Trage geht ausschließlich auf dem Rücken.
Und dann stand ich da in Phnom Phen, der Hauptstadt von Kambodscha, am Airport, legte meinen Koffer beim Check In aufs Band und oh my god. 18 kg!!! Nicht nur, weil nur 15 kg bezahlt waren, musste ich aussortieren. Sondern auch für mich. Emotional.
Und dann stellte ich plötzlich fest: Es fällt mir schwer!! In Deutschland habe ich so einige Tausende meiner Dinge verkauft, verschenkt oder weggeworfen. Fast meinen ganzen Besitz. Und nun hänge ich regelrecht an diesen paar Sachen. Denn es hat sich ein Gedanke eingeschlichen: „Das ist mein letzter Besitz.“
Und beginnt nun die spannende Reise. Der Prozess des Loslassens.
Was bedeutet Besitz? Warum ist es mir gerade wieder wichtig geworden? Liegt es an einem Wunsch nach Sicherheit? Oder bin ich einfach der klassische Stier, der gerne hortet, haha?
Dem gehe ich nun in Indien auf den Grund. Muss ich. Will ich. Ich möchte wieder 12 kg mit mir herumtragen und nicht mehr. Ich möchte wieder minimalistischer sein.
Nochmal umentscheiden bevor es weiter durch Indien geht: Gepäckdrama
Nach 10 Tagen in Indien und davon 5 Reisetagen war ich dieses Gewicht des Koffers und die mangelnde Flexibilität leid. Ich wollte nur noch Ballast abwerfen und den Koffer loswerden.
In Kochi habe es dann geschafft circa 4 kg auszusortieren. Denn das war für den nächsten Schritt nötig. Genau weiß ich das Gewicht leider nicht, weil ich keine Waage habe und ich keine Kofferwaage kaufen konnte. Und nun ergab sich wieder eine andere Option: Ein Rucksack, der kleiner ist, als mein bisheriger. Der alte, der zum jetzigen Zeitpunkt unterwegs nach Deutschland ist, hatte um die 60 Liter und war ordentlich groß. Der neue hat 40 Liter und misst Handgepäckmaße! Er hat gerade mal 30 Euro bei Decathlon gekostet und scheint ganz gut zu sein. Beim Probepacken hatte ich erst ein wenig Bammel, ob der Rest da echt noch reinpasst, schließlich sind wir 2 Personen, aber ich war optimistisch, dass es am Ende reichen wird. Und ich war stolz! Und voller Freude.
Gepäck: Besitz oder Leichtigkeit?!
Ich freue mich, minimalistischer unterwegs zu sein. Gegen das Sicherheitsdenken wie „Was ist, wenn du das doch nochmal brauchst?“ vorgegangen zu sein. Denn mal ehrlich: Klar ist es doof Geld für etwas ausgegeben zu haben, was man jetzt nicht mehr benutzt, noch blöder finde ich es, das wegzuwerfen (Nachhaltigkeit), aber es ist nicht mehr zu ändern. Also hake ich es ab. Ich lasse die Sachen ja immer im Zimmer liegen, vielleicht benutzt sie ja doch noch jemand. Und sollte ich aussortierte Sachen irgendwo nochmal brauchen, dann werde ich da schon irgendwie erneut rankommen.
Mich hat diese Gepäcksache wirklich echt lange beschäftigt und manchmal habe ich mir gedacht, wie blöd, dass dein alter Rucksack jetzt weg ist, du 45 Dollar für diesen Koffer ausgegeben hast und nun für 30 Euro noch einen anderen Rucksack gekauft hast. Hätte man das nicht kostensparender machen können?
Ja bestimmt. Aber manchmal kommt man halt nur über Umwege ans Ziel. Ich akzeptiere, wie es verlief und hoffe bzw. vertraue darauf, dass von nun an keine Zweifel mehr auftauchen ? Übrigens, den Kinderwagen vermisse ich bisher noch nicht. ?
Und nun Anfang März stehe ich in einem Appartement bei meinem Couchsurfing Host, packe meinen Rucksack auf die Waage und er zeigt: 10 Kilo!! Wow! Ich bin stolz, erleichtert im doppelten Sinne. Jetzt „muss“ nur noch am Tagesrucksack eingespart werden und es ist perfekt.
Ein Hurra für den Minimalismus!